Dirks Wochenrückblick: KW27 - 2011


[1] Die Enquete Kommission zum Thema Internet hat den Zwischenbericht ein wenig erweitert:

Bundestags-Enquete verabschiedet Empfehlungen zum Urheberrecht

Darin sprechen sie sich klar gegen

Angstkampagnen wie "Raubkopierer sind Verbrecher" und gegen
3-Strikes-Regelungen

aus. Das ist dann wohl etwas überraschend und bevor sie sich auch noch für Netzneutralität aussprechen haben sie das ganze gleich einmal vertagt:

Internet-Enquete: Koalitionsmehrheit vertagt weitere Ergebnisse auf Herbst

Manche vermuten, dass durch die Verabschiedung des neuen TKGs erst einmal Fakten geschaffen werden sollen und daher der Wunsch auf Vertagung rührt:

Demokratie live: Schmierenkomödie in der Enquete

Und das schlimme daran ist, dass ausgerechnet ein Netzaktivist für die Vertagung gestimmt hatte. Ok, der war von der FDP entsendet worden, er hat sich halt dem Stil der Partei angepasst...

Constanze Kurz vom CCC ist auch Mitglied der Enquete-Kommission und hat in der FAZ einmal erklärt wie dort gearbeitet wurde:

Im siebenten Kreis der Demokratie

Das erklärt durchaus einiges...


[2] PayPal hat seine AGB geändert. Schlimm dabei ist nicht nur die dreiste Behauptung, dass man ihr automatisch zustimmt, sofern man nicht wider- spricht. Der Einspruch ist auch so geregelt, dass vermutlich keiner auf die Idee kommt, einen solchen auch einzulegen:

Die geänderten Nutzungsbedingungen und Datenschutzgrundsätze gelten
als von Ihnen angenommen, wenn Sie der Änderung nicht schriftlich
widersprechen. Sofern Sie PayPal zu den geänderten Bedingungen nicht
weiter nutzen möchten, senden Sie Ihren Widerruf bitte an: ...

Das ist nur noch dreist und widerspricht im übrigen der deutschen Recht- sprechung...


[3] Die Chinesen sind wieder auf Einkaufstour und wollen sich wohl ein bisschen Einfluss bei Facebook sichern:

China Wants To Buy A Big Piece Of Facebook

Es ist natürlich klar, dass Aktieninhaber kein speziellen Privilegien bei Facebook haben...


[4] Facebook scheint Google+ zu fürchten wie andere das Weihwasser. Ob diese Form der Reaktion zielführend ist?

Facebook verhindert Export von Freunden

Google hat da kein Problem, dort gibt es eine Export-Funktion. Aber gut, noch haben sie auch keinen dominanten Anteil an diesem Geschäftssektor, da kann man leicht den Good-Guy spielen.


[5] Durch die vielen Facebook-Anwender entsteht natürlich auch ein neuer Markt für Gauner und Ganoven. Spiegel hat ein paar von den üblen Fallen einmal aufgelistet:

Die fiesesten Facebook-Maschen

Die Anwender werden Facebook wohl auch danach bemessen, wie sie mit solchen Problemen umgehen werden. Die automatische Sperrung von Apps ging ja wohl zum Teil nach hinten los, siehe letzte Woche und das DigiKam-App.


[6] Hier sind ein paar interessante Facebook-Pannen von Anwendern aufgelistet. Das kann man guten Gewissens heranziehen um Anwender darauf aufmerksam zu machen, dass man vielleicht nicht alles hier offenlegen sollte:

Zehn fatale Facebook-Pannen

In Anlehnung eines alten Spruches kann man da nur sagen:

Vor dem Posten Gehirn einschalten!

Aber das wird vermutlich auch ungehört untergehen, manche müssen einfach den harten Weg der Realität gehen...


[7] Das war wohl eine Facebook-Woche, es geht mit der Facebook-Falle weiter:

Wie Firmen in die Facebook-Falle stolpern

Facebook ist also auch für Firmen mit Vorsicht zu betrachten.

Interessant ist auch der Artikel vom Internet-Jura-Papst Hoeren auf Seite 20 des Deutschen Anwaltsspeigels:

http://www.deutscheranwaltspiegel.de/file_download/79/Ausg1211_anwaltspiegel.pdf

Vor allem sollte man die Impressumspflicht und auch den Punkt "verschleierte Werbung" beachten. Ebenso sollte man bedenken, dass die Server in Irland stehen, dort gilt das deutsche Datenschutzrecht nicht da Irland in der EU ist. Das BDSG sagt in §1 Abschnitt 5:

Dieses Gesetz findet keine Anwendung, sofern eine in einem anderen
Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem anderen Vertrags-
staat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum belegene
verantwortliche Stelle personenbezogene Daten im Inland erhebt,
verarbeitet oder nutzt, es sei denn, dies erfolgt durch eine Nieder-
lassung im Inland.

Da passt dann die Aussage von Hoeren zu Facebook:

Für private Nutzer wiederum lohnt es sich nur, wenn man wirklich weiß,
was man dort tut - und warum.

Nur werden die wenigsten eine Gedanken daran verschwenden und vielleicht später böse erwachen. Dann wird wieder der Ruf nach dem Gesetzgeber laut. Oder wie soll man das verstehen, dass ein potentieller Arbeitgeber sich nicht in sozialen Netzwerken wie Facebook über den Bewerber informieren darf? Und noch besser: Wie kontrolliert man soetwas?


[8] Firefox-Entwickler haben endlich einen Speicherfresser ausgemacht und gehen das Problem an:

Firefox-Entwickler reduzieren Speicherverbrauch

Damit scheint auch JavaScript-Heap einer der dicksten Speicherfresser zu sein. Die Zahlen sind durchaus beeindruckend:

https://bugzilla.mozilla.org/show_bug.cgi?id=666058#c31

Das wird wohl in Firefox7 zu bewundern sein, das kann dann, bei der im Moment gültigen Releaseplanung, nicht mehr lange dauern:

Vorab-Versionen von Firefox 6 und 7

Ich denke, sie werden mit dieser Versionspolitik noch massive Probleme bekommen. Wenn ich zudem an die kaum spürbaren Unterschiede zwischen FF4 und FF5 denke, dann frage ich mich schon: Was soll das? Muss man alles nacheifern nur weil Google mit Chrome gerade im Aufwärtstrend liegt?

(Das erinnert mich an die CSU: Sie hatten eine 2/3 Mehrheit und haben in vier Jahren nichts auf die Reihe bekommen außer einem Rauchverbot. Dass sie dann eine Watschn bei der Wahl bekommen haben, muss also ganz klar am Rauchverbot gelegen haben...)


[9] Die Amerikaner preschen mal wieder vor. Manchmal muss man wohl Gründe für ihre Politik an den Haaren herbeizaubern:

USA wollen Urheberrechtsverstöße weltweit verfolgen

Die Begründung dafür ist, dass die TLDs .com, .org, .edu oder .net der USA gehören und damit alle Domains in diesen TLDs unter amerikanisches Recht fallen.

Mir stellt sich da die Frage: Welches Land werden sie deswegen demnächst angreifen?


[10] Wer im Glashaus sitzt...

Microsoft verhöhnt Google

Dabei ist die Aussage an sich schon peinlich genug:

"Mit unserem Wistron-Deal heute sind es vier Android-Patentlizenzverträge
in neun Tagen. (Man muss nicht einmal Pi berechnen können, um das heraus-
zufinden.)"

Ich glaube nicht, dass es dem Image von M$ zuträglich ist, wenn sie mit Patentlizenzen einen dicken Gewinn einfahren. Pi ist übrigens der letzte Betrag gewesen den Google für die Nortel-Patente geboten hatte.

Diese Politik scheinen sie aber aggressiv voranzutreiben:

Microsoft asking Samsung for $15 per Android phone, says report

So kann man den Marktanteil von Windoze Mobile auch erhöhen, das sist wohl günstiger zu haben als für 15 Dollar. Das wiederum könnte aber Samsung gute Optionen für eine Klage vor diversen Gremien liefern. Das klingt doch ganz klar nach einem Missbrauch von Patenten...


[11] Die freie Alternative zu Adobes Shockwave macht große Fortschritte:

Freier Flash-Player Lightspark macht großen Sprung vorwärts

Das wäre doche einmal eine feine Sache, dann könnte man auf das Teil von Adobe verzichten...


[12] Die FDP ist sich uneins, immerhin sieht einer ihrer Mitglieder auch ein Problem bei den geplanten Leistungsschutzrechten:

FDP-Netzpolitiker gegen geplantes Leistungsschutzrecht

Wie sollte man das Geld auch eintreiben und verteilen? Müsste dann nicht auch jeder Blogger bezahlt werden? Oder würde das nur für alteingesessene Verlage gelten?


[13] Google greift durch:

Google liefert keine Treffer mehr aus .co.cc-Domain

Dabei handelt es sich nicht um die .com-Variante der Cocos Islands, es ist eine private Domain eines südkoreanischen Unternehmens. Diese Domains werden gerne für Phishing-Aktionen verwendet. Diese würde Google sonst fälschlich wie die regulären Listen, wenn auch weiter hinten.

Traurig ist jedoch, dass Google hier aktiv selektiert. Es wäre besser, wenn man dem Registrar mal kräftig auf die Füße treten würde. Das scheint aber nicht so einfach zu sein...


[14] Amazon kann in Europa kein Patent für 1-Click erhalten:

Amazon hat in Europa keinen Schutzanspruch auf "1-Click"-Bezahlverfahren

Wie heißt es da so schön:

Dem Antrag auf ein gewerbliches Schutzrecht mangele es an der nötigen
Erfindungshöhe, er beziehe sich zum Teil auf Offensichtlichkeiten und
auf Aspekte von Geschäftsmethoden, die gemäß dem Europäischen Patent-
übereinkommen (EPÜ) nicht schutzwürdig sind.

Dabei könnte ich noch nicht einmal sagen, dass ich 1-Click gut finde. Mir wäre da eine Auflistung der geplanten Einkäufe und ein zweiter Klick lieber.


[15] Das Paket "debian-goodies" enthält durchaus ein paar interessante Tools:

Get to Know Debian Goodies

So zeigt einem dpigs an, welche Programme den meisten Platz belegen. Allerdings gilt das wohl nur für die Pakete selber und weniger für die damit erzeugten Daten. Statt "dpkg -l | grep <pattern>" kann man nun auch ein "dglob <pattern>" verwenden und "which-pkg-broke" listet zu einem gegebenen Paketnamen die Abhängigkeiten und wann diese installiert wurden.


[16] Das spielt den VDS-Gegnern nun voll in die Hände, ein besseres Eigentor hätten sie gar nicht schießen können:

Medienverbände fordern Vorratsdatenspeicherung gegen Urheberrechtsverletzer

Oder sind das nun schon schwere Straftaten gemäß §100a StPO?

Derzeit haben sie schon via UrHG §101 einen Gummiparagrafen mit denen sie einen Anspruch auf Auskunft durchsetzen können. Das Problem hierbei ist jedoch, dass dafür der ISP auch Logdaten haben muss. Bei der VDS ist das geregelt, zum einen gibt es die Logdaten dann und zum anderen müssen diese dann mindestens 6 Monate aufbewahrt werden.

Besonders kritisch ist das, wenn sie die Abmahnungen, wie durchaus üblich, einfach auf Verdacht versenden...


Vor 5 Jahren


[17] Die Suche nach einem guten Scanner war aktuell. Da es die Modelle wohl kaum noch geben dürfte, erspare ich die Ergebnisse.


[18] Jan hatte das Recycling unter Linux eingeführt, siehe Anhang.


Erstellt von Dirk.